Warum wir ohne Strafen trainieren sollten
Warum wir ohne Strafen trainieren sollten
Verhaltensänderungen über Strafe kann man erzielen, indem für den Hund etwas Unangenehmes hinzugefügt wird (z.B. Schmerz, Druck o.ä.) oder etwas für den Hund Angenehmes aufhört (z.B. nette Interaktion mit dem Menschen, das Wegnehmen eines Spielzeuges oder von Futter o.ä.).
Wenn wir über das Hinzufügen von unangenehmen Reizen trainieren, dann arbeiten wir über die Emotionen Angst, um das Unangenehme zu vermeiden oder Erleichterung, weil das Unangenehme aufhört, wenn der Hund das gewünschte Verhalten zeigt – beides sorgt dafür, dass die Hunde meist sehr angespannt und dadurch leicht erregbar sind.
Wenn über das Beenden des für den Hund Angenehmen gearbeitet wird, dann erzeugen wir viel Frust in den Hunden und dieser Frust lässt die Hunde in aufregenden Situationen viel eher auslösen: sie bellen andere Hunde an oder springen in die Leine oder ähnliches.
Genau wie bei dem Aufbau von erwünschtem Verhalten gibt es Regeln, die man beachten und einhalten muss, damit man durch das Bestrafen des Hundes eine Verhaltensänderung herbeigeführt werden kann.
Die „Nebenwirkungen“ von Strafe können starke Ängstlichkeit bis hin zur erlernten Hilflosigkeit, oder das genaue Gegenteil, hohe Aggressionsbereitschaft, sein. Welche “Nebenwirkungen” sich zeigen, hängt vom Individuum, der Art und Häufigkeit der Strafe und einigen weiteren Faktoren ab.
In einer Studie der Universität Barcelona hat man herausgefunden, dass 95% der Hunde, die an Beißvorfällen beteiligt sind, über Strafe erzogen wurden und nur 5% der Fälle wurden mittels positiver Verstärkung trainiert. (https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1558787815002002)
Leider weiß man nie, was der Hund lernt – wir können immer nur am Ergebnis sehen, was der Hund mit einer Situation verbunden hat.
Nehmen wir an, unser Besucher ist ein bärtiger Mann, welcher dem hochspringenden Hund in die Seite kneift, dann kann es sein, dass der Hund die Schmerzen nicht mit dem Hochspringen, sondern mit dem Anblick des bärtigen Mannes verbindet. In diesem Fall ist die Strafe nicht nur nutzlos in Bezug auf das Hochspringen, sondern der Hund könnte gelernt haben, dass bärtige Männer Schmerzen bedeuten und wird demnächst auf diese ängstlich oder aggressiv reagieren.
Darüber hinaus ist häufig zu beobachten, dass immer und immer wieder gestraft wird, und der Hund das Verhalten trotzdem nicht ändert – weil die Regeln des Strafens nicht eingehalten werden (können), es bringt also nichts, abgesehen von den entstandenen Nebenwirkungen.
Unsere Hunde zeigen ein Verhalten niemals, weil sie uns ärgern wollen – so toll und intelligent unsere Vierbeiner auch sind, aber über eine derartige Berechenbarkeit verfügen sie nicht.
Hunde zeigen nur Verhalten, dass ihnen nutzt! Wenn ein Verhalten also nicht aufhört oder nicht weniger wird, dann muss dieses Verhalten ein Bedürfnis des Hundes befriedigen, ihm Vorteile bieten, auch wenn du diese auf den ersten Blick nicht erkennen kannst. Ich möchte dich in diesen Fertigkeiten schulen, damit du in Zukunft in der Lage bist herauszufinden, was für Vorteile dein Hund von einem Verhalten hat und wie du daraus ein erwünschtes Verhalten formen kannst.
Wir sind alle nicht fehlerfrei und vor nicht allzu langer Zeit wurde (leider) noch anders mit Hunden umgegangen und trainiert. Auch ich habe bei meinem ersten Hund durchaus noch zu hören bekommen, dass man ihn schubsen, auf den Rücken legen muss oder ähnliches – das war sicher nicht schön, aber Vergangenes können wir nicht ändern, daher macht es keinen Sinn sich zu grämen, sondern es ist viel sinnvoller nach vorne zu schauen, etwas zu verändern und optimistisch in die Zukunft zu sehen.
Der erste Weg zur Änderung ist die Einsicht und wenn du dich über mich und meine Trainingsweise informierst, dann machst du dir Gedanken, wie du nach gesundheitlich und kynologisch neuesten Erkenntnissen trainieren kannst und bist jederzeit herzlich willkommen – egal, wie du vorher mit deinem Hund trainiert hast, oder ob du von Anfang an über die positive Verstärkung arbeiten möchtest.
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